Für Gamer gehört eine gute Streamingausstattung schon lange zur Standardausstattung. Seit Corona ist das auch ein wichtiges Thema für viele Bildschirmarbeiter geworden. Etliche Stunden des Arbeitstages zu Hause oder im Büro werden in Videokonferenzen vor der Kamera verbracht, für viele Menschen ist das sogar das wichtigste Kontaktmedium geworden. Wie auch sonst im Arbeitsleben kann ein professioneller(er) Umgang mit diesem Medium nicht schaden. In den bisher erlebten Videokonferenzen ist mein Bedarf an unaufgeräumte Zimmern im Hintergrund, schlechter Beleuchtung, unvorteilhafter Aufnahmen von unten durch die Laptopkamera, Störgeräuschen, etc. erst einmal gedeckt… Was sind dann die einfachsten Maßnahmen für ein besseres Ergebnis?
Die fünf wichtigsten Empfehlungen im Überblick:
Ein paar Gadgets wie ein sog. Streamdeck können zudem das virtuelle Leben einfacher machen. Nun auf zu den Details…
In Laptops fest verbaute Kameras haben zum heutigen Stand im Normalfall eine deutlich schlechtere Qualität als eine extern am USB-Port angeschlossene Webcam. Die Bilder sind häufig verwaschen, unscharf und schlecht beleuchtet. Das größte Manko ist jedoch die Position der Kamera: durch den Einbau am oberen Bildschirmrand und den Winkel des Displays wird der Sprecher immer von unten möglichst unvorteilhaft aufgenommen. Verzogene Kopfproportionen, Doppelkinn, verformte Nase … alles gratis mit dabei. Mit einer fest montierten Webcam auf Augenhöhe am Bildschirm oder auf einem Ständer entsteht gleich ein deutlich besserer Eindruck.
Selbst die günstigsten Webcams liefern normalerweise bessere Bilder und kommen mit den Lichtverhältnissen besser zurecht. Aus eigener Erfahrung kann ich die Produkte von Logitech empfehlen. Die C920 und Nachfolgemodelle leisten gute Dienste im Büroumfeld, wer kein Problem damit hat mehr Geld auszugeben ist mit der BRIO Ultra HD gut bedient. Angebote gibt es bei Alternate oder von der anderen Firma mit A im Namen.
Das eigene Arbeits- oder Wohnzimmer im Hintergrund ist nicht immer das beste Setting für einen professionellen Auftritt.
Mit einem sog. Greenscreen in Verbindung mit einer virtuellen Webcam (siehe unter 3) kann man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: freie Auswahl des Hintergrunds und die Notwendigkeit aufzuräumen fällt weg. Die günstigste Variante ist ein grünes Tuch aufzuhängen, bequemere Lösungen bieten z.B. elgato und Luxburg mit einem ausfahrbaren Panel. Der Kostenpunkt liegt um die 120-150 EUR für ein Panel mit 150x200cm.
Über USB und andere Schnittstellen angeschlossene Webcams liefern normalerweise direkt ihr Bild an die Videokonferenz-Software wie Teams, Zoom, GotoMeeting, etc. Mit einer virtuellen Webcam schaltet man ein Stück Software zwischen das Bild aus der Kamera und die Videokonferenz-Software. Als Standard hat sich hier für viele Nutzer die kostenlose OpenSource Lösung OBS Studio etabliert. OBS steht für Open Broadcaster Software und bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten von denen ich hier nur Einige exemplarisch aufzeigen möchte. Die Software läuft auf allen gängigen Betriebssystemplattformen unter Windows, Mac und Linux. Details zur Einrichtung finden sich hier. In OBS lässt sich dann die Bildausgabe des Videobildes ergänzen, verändern, mit Bildern und weiteren Videos oder Texten überlagern, usw. Mit einem zusätzlichen Plugin gibt OBS dann diesen Videostream auf eine virtuelle Webcam aus.
Die Software kann auch einen Filter auf verschiedene Farben legen und hier kommt der oben eingeführte Greenscreen ins Spiel: mit einem ChromaKey Filter wird alles, was die Farbe grün enthält, aus dem Bild entfernt. Mit einem grünen Tuch oder einer grünen Leinwand im Hintergrund schwebt der Sprecher damit freigestellt vor den anderen Bildern. Damit ist dann auch die Farbe grün in der Kleidung tabu und im Idealfall nutzt man auch nicht spiegelnde Oberflächen im Raum.
Gängige Produkte bei denen man auf Schritt 3, also den Greenscreen verzichen kann, sind XSplit VCam und chromacam. Diese Software-Pakete rechnen ohne Greenscreen per Algorithmus den Hintergrund aus dem Bild. Das gelingt häufig mehr schlecht als recht und der Sprecher zieht Schlieren auf dem Bildschirm bei Bewegungen, es scheinen falsch erkannte Artefakte durch oder es wird ein Gegenstand wie eine hochgehobene Kaffeetasse ausgeblendet. Dazu verursacht die Anwendung hohe Prozessorlast, oft im niedrigen bis mittleren zweistelligen Prozentbereich. OBS mit ChromaKey im Einsatz bleibt bei 0,5% bis 1,5% CPU-Last bei mir auf dem Rechner, mit den VCams ohne GreenScreen habe ich schon Spitzen bei 25% und mehr Prozessorlast gesehen.
Sehr vielversprechend aber aktuell nur in einer private beta und für den Mac verfügbar ist mmhmm von Evernote-Gründer Phil Libin. Allein schon wegen des Sales Pitch für mmhmm lohnt es sich das Promotion-Video auf Youtube anzusehen.
Für eine gute Beleuchtung kann entweder ein guter Standort sorgen, z.B. am Fenster mit Seitenlicht zum Sprecher hin oder sog. Key Lights, auch hier hat elgato Lösungen im Angebot. Mit einer lichtstarken LED, die nicht blendet, wird das übertragene Video gleichmäßig und gut ausgeleuchtet. Der eingeblendete Hintergrund in OBS sollte vom Motiv her nicht zu unruhig sein.
Zu guter letzt empfiehlt es sich insbesondere in gemeinsam genutzten Räumen Videokonferenzen ausschließlich per Headset mit Mikrofon zu verwenden. Das Spektrum von Lösungen reicht von einfachen Hama-Headsets mit Mikrofon für 15 EUR (brauchbar) bis hin zu professionellen Lösungen von Jabra für mehrere hundert EUR (deutlich angenehmer).
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